“Können wir bitte sachlich an das Thema herangehen?!”
Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch. Dabei kann er verschiedene Bedeutungen haben. Manchmal möchte der Sprechende, dass nicht so emotional über ein Thema gesprochen wird. Manchmal möchte der Sprechende aber auch sein Gegenüber damit in die Schranken weisen oder sogar bloßstellen.
Nicht nur aus den oben genannten Gründen ist dieser Ausspruch problematisch, da er suggeriert, Themen im Geschäftsleben seien sachlich oder objektiv. Dies ist ein Irrglaube, denn Menschen sind per se keine Maschinen und haben einfach Gefühle, die sie bei so gut wie jeder Tätigkeit begleiten. Gerade Personen, die aus den Naturwissenschaften kommen, sind nicht selten der Überzeugung, dass es eine objektive Realität gäbe. Ob das wirklich so ist, stellt inzwischen selbst die Quantenmechanik in Frage.
Warum werden Emotionen im Businessleben in der Kommunikation so oft verteufelt? Sind es Ängste vor den eigenen Gefühlen? Sorge vor zu gefühlsgeladenen Auseinandersetzungen? Dabei sind Emotionen häufig gezielt Teil der Unternehmensstrategie: Im Marketing geht Kundenbindung mit einer Identifikation des Kunden an die Marke oder das Produkt einher. Auch die eigenen Mitarbeitenden sollen sich im besten Fall mit der Firma positiv identifizieren und einen nachhaltigen Sinn in ihrer Tätigkeit sehen. Doch, sobald es um die Kommunikation geht, sollen Gefühle bitte keine Rolle mehr spielen.
Durch diese Einstellung verliert man die Möglichkeit eine Verbindung mit seinem/seiner Gesprächspartner*in einzugehen. Das muss nicht gleich heißen, dass man sich bei jedem Treffen die aktuelle Leidensgeschichte der anderen Person anhören muss, aber echte kollegiale Aufmerksamkeit (manchmal reicht auch einfach ein offenes Ohr), bieten die Chance, eine zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen, die ganz besonders in Krisenzeiten ein extrem hohes Gut darstellt.
Stellen Sie sich vor, Sie stecken mitten in einer Transformation, in der Sie “Land unter” sind und nicht weiterwissen, wohin mit sich und den vielen Themen, die gleichzeitig auf Sie einprasseln. An wen würden Sie sich wenden: An eine Person, die Sie fragt, was denn Ihr fachliches Anliegen sei und zu der Sie eine eher distanzierte Beziehung haben, oder an eine Person, die sich erstmal in Ruhe anhört, wie es Ihnen geht und wo der Schuh drückt und dann versucht, Ihnen zu helfen?
„Was hat das nun mit dem Unternehmenserfolg zu tun?“, mögen sich manche Lesenden jetzt fragen. Ein starkes, belastbares Netzwerk innerhalb der Mitarbeiterschaft, in denen die Menschen sich gegenseitig unterstützen und durch den Austausch untereinander neue Lösungsideen generieren, ist im wahrsten Sinne des Wortes – für jedes Unternehmen – Gold wert.
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©tomertu