Aktuelle Gespräche rund um sogenannte Trendthemen wie Agile Organisationen oder Agile Methoden zeigen leider in einigen Aspekten immer wieder typische Fehlentwicklungen auf. Die in den Ansätzen verborgenen guten Grundelemente werden als „neues Allheilmittel“ verkauft. Bei der Einführung und Umsetzung werden diese schließlich wie ein Mantra durch die Organisationen getragen. Aus unserer Sicht als Beratende sind die folgenden drei Punkte bei der Integration von „Trend-Themen“ von grundlegender Bedeutung:
Jedes Kind braucht einen neuen Namen. Es finden sich in den agilen Denkweisen Methoden, die bereits viele Jahre im Management und in den Organisationen angewendet werden. Netzwerkartige und flexible Teamentwicklungen oder iterative Verfahren in der Kombination mit strukturierten Vorgehensweisen sind uns bereits 2002 das erste Mal begegnet.¹ In großen Programmen wurden diese erfolgreich genutzt, ohne dass sie eines besonderen Names bedarft hätten.
Die Gefahr ist groß, sich einseitig einer neuen trendigen „Management-Philosophie“ zu verschreiben. So wird gerade in größeren Organisationen
plötzlich eine neue Schublade aufgemacht, BeraterInnen werden engagiert und beispielsweise agile Methoden als das neue Allheilmittel verkauft. Sind dann noch Beratungsunternehmen engagiert, die sich durch die neuen Trend-Managementmethoden in der Organisation Fuß gefasst haben, kann es zu weiteren Fehlentwicklungen kommen. Leider ist es dann durchaus möglich, dass weder links noch rechts von der neuen Schublade etwas akzeptiert oder integriert wird. Es ist daher wichtig, sich zunächst einmal bewusst zu machen, dass Menschen zu einem Schubladen-Denken neigen, denn das Einsortieren in eine Schublade gibt Sicherheit!
Dieser Wunsch des Menschen nach Sicherheit und genormten Wegen kann schließlich auch mit gut gemeinten neuen kreativen Ansätzen genau das Gegenteil bewirken. War bereits vorher in der Organisation ein negatives Muster vorhanden – wir nennen es das „Zuviel des Guten“ oder das „Mehr von Demselben“ – besteht die große Gefahr, dass wertvolle und erhaltenswerte Strukturen und Prozesse komplett zerstört werden. Kennen Sie das nicht selbst? Sie haben gerade mühsam ein neues sowie stabiles System aufgebaut und dann kommt der Ruf: „Jetzt aber bitte wieder anders herum!“.
Daher ist unser Rat immer zunächst einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen. Die Graphik verdeutlicht dies.
Beim symptomorientierten Ansatz ist es wie bei einem Arztbesuch: der Blick richtet sich lediglich auf das Symptom. Das Resultat ist meist ein bewährtes Vorgehen mit einem Medikament, das es bekämpft. Im ganzheitlichen Ansatz schauen Sie über das Symptom hinaus. Sie erweitern Ihren Fokus, weil Sie sich der Komplexität der Zusammenhänge widmen.
So können schließlich gute Ansätze, wie es bei den agilen Methoden der Fall ist, einen zu festen Rahmen setzen, weil sie zu einem inneren starren Glaubensgrundsatz mutieren. Wenn z.B. jemand vorher ein radikales Denken mit einem „Entweder- oder-Muster“ hatte, ist die Gefahr groß, dass sich dieses einseitige Muster auch beim Einsatz einer agilen Methode zeigt.
Wir erleben dies immer wieder, wenn solche „Glaubensritter“ aufeinanderprallen und es unsere Aufgabe ist, sie in einen gemeinsamen Arbeitsmodus zu bekommen. Ein kreatives „Sowohl-als-auch-Denken“ ist dann eine entscheidende Hilfe im neuen Prozess. Mit dem Ansatz einer ganzheitlichen Vorgehensweise und einer systemisch-dynamisch-kreativen Methodik werden wichtige Themen miteinander vernetzt und nachhaltig bearbeitet – und dabei genau auf die Kultur und Entwicklungsreife im jeweiligen Organisationsdesign angepasst. Es gibt hierfür drei einfache Fragen, mit denen gestartet werden kann:
Was war bisher sehr gut und sollte unbedingt so bleiben?
Was war bisher „o.k.“ und sollte angepasst, verändert oder verbessert werden?
Was muss unbedingt geändert werden?
¹ Doppler, Klaus; Lauterburg, Christoph: Change Management.
Den Unternehmenswandel gestalten. Frankfurt/New
York: Campus. 10. Aufl. 2002. S. 55.