Jedes Jahr gibt es den Equal Pay Day, der oftmals im März stattfindet. Dessen öffentliche Debatte setzt sich mit dem Thema auseinander, wieso und warum Frauen noch immer nicht dieselben Rechte erfahren wie Männer und dadurch beispielsweise viel weniger verdienen. Leider wird diese Ungleichbehandlung von Frauen auch heute noch angezweifelt, hauptsächlich von Männern. Dabei sind die Beispiele mittlerweile so zahlreich und die Fälle so gesellschafts-, einkommens- und auch businessübergreifend, dass jeder Einzelne sich fragen sollte, wie etwas Derartiges heutzutage noch angehen kann.

Wieso wird es als ganz normal angesehen, dass sich das Leben der Mütter um das Leben der eigenen Kinder drehen muss, während die wenigen Väter hingegen dafür gefeiert werden, wenn sie ein einziges Mal früher nach Hause kommen, um die Tochter oder den Sohn aus der Schule abzuholen? Und wie kann es sein, dass ein Manager in Interviews viel seltener nach seiner Rolle als Vater gefragt wird als eine Managerin nach ihrer Rolle als Mutter? Und wieso bekommt nur sie die Frage gestellt, wo sich denn ihr Kind befinde, wenn sie bei der Arbeit ist?¹

An dieser Stelle möchte ich keine Abhandlung zu diesem Thema verfassen; dazu gibt es bereits einiges an toller Literatur. Aber anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass wir als Gesellschaft noch einen ausdrücklichen Nachholbedarf haben und ein „Change“ dringend notwendig ist. Was mir an dieser Stelle – insbesondere im Business-Kontext – deshalb als besonders wichtig erscheint und worauf wir alle in unserer täglichen Arbeit achten sollten, ist die Repräsentanz. Wie viele Aufsichtsrätinnen sind Ihnen bekannt? Wie viele Expertinnen sind in Ihrem Unternehmen in den letzten Jahren als Gastrednerinnen eingeladen worden? Wie vielen erfolgreichen Frauen folgen Sie auf LinkedIn oder Xing und teilen deren Beiträge? Wie viele Bücher von Autorinnen stehen bei Ihnen im Regal, die ihr jeweiliges Fachgebiet erfassen?

Anhand solcher Fragen können Sie für sich auf eigene Weise überprüfen, wie Ihre bisherigen Gewohnheiten waren und lenken damit die Aufmerksamkeit ganz bewusst auf die Unterrepräsentanz von Frauen im Business. Dies gilt dabei nicht nur in Bezug auf Frauen, sondern genauso für PoCs, Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung und queere Menschen. Wenn stets weiße Männer im Alter um die 40 bis 60 Jahre als der Standard in Funk, Fernsehen, Printmedien, auf Bühnen, Buchrücken und besonders im Businessalltag vorherrschen, wie soll sich dann jemals etwas in den Köpfen der Menschen verändern?

Veränderung beginnt bei jedem Einzelnen von uns und das meist in kleinen Schritten. Deshalb würde ich mir wünschen, dass wir alle uns selbst hinterfragen und versuchen das bisher Gelernte und das immer wieder Reproduzierte öfter zu challengen. Auch Sie können einen Beitrag dazu leisten, dass es in Ihrem Umfeld – also dort wo Sie einen direkten Einfluss haben – ein wenig gerechter zugeht. Sichtbarkeit ist ein Machtinstrument. Nutzen Sie es ganz bewusst und tragen Sie zu dem nötigen Change bei!

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©Mihail

Fußnote:

¹ Buchempfehlung: Kühne, Fränzi: Was Männer nie gefragt werden. Ich frage trotzdem mal. Frankfurt am Main: Fischer Verlag. 2021.