Kennen Sie das Gefühl, dass sie zum x-ten Mal in ein Gespräch kommen, in dem es über die mehr oder weniger fatalen Silos geht, die in einer Unternehmung oder einer Organisation vorherrschen? Dabei handelt es sich um sich abgrenzende Bereiche, die im besten Fall wenig förderlich wirken und im schlimmsten Fall so massiv ausgeprägt sind, dass nichts mehr herein und nur noch wenig herausgeht!

Aber was genau ist eigentlich so ein Silo? Es ist ein Bild, das häufig im Organisationsjargon genutzt wird, jedoch nur selten im Detail beleuchtet wird. Laut Duden¹ hat es drei Bedeutungen:

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Speicher oder hoher Behälter zur Lagerung von Schüttgut; besonders Getreide, Erz, Kohlen, Zement.

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Grube oder hoher Behälter zum Einsäuern von Futter.

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Kurzform für Raketensilo (Bedeutung: der Lagerung und dem Abschuss einer Raketenwaffe dienende schachtartige unterirdische Anlage).

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Synonyme sind: Depot, Lagerhalle, Lagerhaus, Lagerstätte.

Wir als Change Manager haben mit dem pauschalen Bild eines Silos immer ein konkretes Arbeitsproblem. Der erste Schritt: Wir denken, dass die vier oben genannten Beschreibungen aufzeigen, dass das Bild im engeren Sinne nicht passt. Ein Silo wird grundsätzlich von oben befüllt und von unten entleert. Das, was oben hereingeht und unten herauskommt ist nie das Gleiche. Die Inhalte vermischen sich und was besonders wichtig ist: Im Silo entstehen toxische Gase, daher ist es lebensgefährlich sich dort aufzuhalten. Daher ist es unsere Aufgabe – im zweiten Schritt – herauszufinden, was genau die jeweilige Unternehmung oder Organisation mit „…wir haben zu viele Silos…“ meint.  

In diesem zweiten Schritt arbeiten wir heraus, welche Funktion das gefühlsmäßige „Silo“ hat, also welchen Zweck dieses erfüllt. Oberflächlich ist ein „Silo“ natürlich eine Abgrenzung, aber es ist interessant zu verstehen, warum diese Abgrenzung vorgenommen wird. Sicherlich nicht, um eigene „toxische Inhalte“ sicher aufzubewahren und um damit die anderen zu schützen. Es handelt sich mehr um eine Schutzfunktion vor den anderen, die nicht zu der eigenen Gruppe gehören. Hier wird es dann langsam aber sicher unangenehm für den- oder diejenigen, die über die „Silos“ berichten. Denn tatsächlich werden Menschen oder eine Gruppe von Menschen – auch in Unternehmungen und Organisationen – je nach persönlichem Erfahrungsgrad und/oder Bedürfnissen ihren Schutz/ihre Sicherheit aufbauen. Im Mittelalter oder noch weiter in der Zeit zurück war es normal, dass man sich eine Burg oder Festung gebaut hat. Oder noch weiter zurück geblickt war es die Höhle, die den Schutz bot. Schutz, Wasser, Nahrung, Feuer, etc. sind alles wesentliche Grundbedürfnisse, die evolutionär in uns stecken. Auch nicht die Moderne und erstrecht nicht die technologischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte haben daran etwas ändern können.  

Nachdem wir im zweiten Schritt zunächst das Bild des Silos grundsätzlich durchleuchtet und zudem das gesunde, normale evolutionäre Bedürfnis erkannt haben, folgt nun der dritte Schritt. Wenn also das ureigene Schutzbedürfnis über den gesunden (modernen) Bedarf hinausgeht, stellt sich die Frage, was denn eigentlich vor sich geht im vorliegenden „Silo“-System? Es liegt nie zu 100% ausschließlich an den Menschen in den identifizierten „Silos“. Auch diejenigen, die sich selbst außerhalb der Silos sehen, sind immer mitverantwortlich dafür.  

Der sich entwickelnde Mensch hat gelernt, dass sich eine Kooperation auszahlt. Für einen selbst und für alle, die daran teilhaben wollen und können. Kooperation entsteht aus Vertrauen, Interessensgleichheit, gemeinsamer Identifikation und damit aus dem Willen, gemeinsam das Beste für einen gemeinsamen Weg zu erreichen.

Der sich entwickelnde Mensch hat gelernt, dass sich eine Kooperation auszahlt. Für einen selbst und für alle, die daran teilhaben wollen und können. Kooperation entsteht aus Vertrauen, Interessensgleichheit, gemeinsamer Identifikation und damit aus dem Willen, gemeinsam das Beste für einen gemeinsamen Weg zu erreichen. Ist also im in diesem „Gemeinsamen“ etwas „gestört“, dann betrifft es das ganze Kooperationssystem und es bedarf genauer Analyse und konkreter Schritte, statt pauschaler Kennzeichnung. Das schmeckt leider häufig weder den „Silos“ noch den „Silo-Identifizierenden“, denn beide Parteien brauchen einen gemeinsamen Weg, der für alle anstrengend und beschwerlich werden kann: Jedoch dann auch sehr erfolgreich!

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©Rokas

Fußnote:

¹ Quelle: Online Duden (https://www.duden.de/rechtschreibung/Silo)