Wir leben als moderne Menschen der letzten Jahrzehnte in einem unfassbaren technologischen Fortschritt. Geht es Ihnen auch manchmal so, dass Sie sich bei dem Gedanken ertappen, dass die Menschheit sich trotz dieser Entwicklungssprünge im Kern nicht wirklich weiterentwickelt hat? Gerade mit Blick auf die immer wiederkehrenden kriegerischen Auseinandersetzungen und anderen negativen Gegebenheiten? Oder auch mit dem Blick darauf, wie wir mit den Ressourcen unserer Welt, der Erde, umgehen? 

Es ist augenscheinlich eine große Meta-Betrachtung, die die oben aufgeführten Fragen beinhalten. Tatsächlich geht es doch um eine konkrete (Verhaltens-) Veränderung, also um Change. In den letzten 39 zurückliegenden Blogs haben wir uns konkret mit Change aus verschiedenen Blickwinkeln beschäftigt. Jede Metafrage oder Ziel hat damit zu tun, dass es konkrete nächste Schritte geben muss, wenn nachhaltig etwas verändert werden soll. Jede Person, die es sich zur Profession macht, sich mit Change auseinanderzusetzen, sollte sich unserer Empfehlung nach klarmachen, dass der Mensch sich über tausende von Jahren evolutionär entwickelt hat. Dies ist wichtig zu bedenken, da wir auch immer noch evolutionäre Bestandteile in unserem menschlichen Netzwerk bzw. Gehirn haben. Jemand, der Change will, sollte realistisch und bodenständig sein, ohne den Blick für das Machbare zu verlieren.  

Jetzt ist vermutlich die Frage im Raum, was das bisher mit „Menschlichkeit in der Führung“ zu tun hat? „Alles!“, lautet unsere Antwort darauf. Denn: Menschlichkeit in der Führung scheint auch ein Metaebenen-Thema zu sein, muss es aber nicht. Es ist konkret im Alltag erlebbar und hier treffen wir sowohl auf den „Evolutionären Menschen“ als auch auf den „Modernen Menschen“ in der Führung. Leider ist es für den Menschen noch immer eine Option, sich im konkreten und auch im übertragenen Sinne „den Kopf einzuschlagen“. Das eine ist der tatsächliche Krieg, das andere ist gerade in Führungssystemen der sozialisierte „Krieg“, der auf mehr und manchmal auf weniger filigraner Ebene abgehalten wird. Wenn Sie professionell Menschen in diesen Umfeldern unterstützen, werden Sie feststellen, dass es immer die gleichen Themenauslöser sind: Machtansprüche, Geld, Neid, Gier, Wut, Angst…

Es gibt also grundlegende Themen, die trotz der enormen technologischen Fortschritte und auch sozialen und demokratischen Errungenschaften geblieben sind. Bedeutet das, dass der Mensch so war, ist und im Kern auch so bliebt? Um Menschlichkeit in der Führung an einem ganz anderen Beispiel konkret zu verdeutlichen: Spricht es für ausgeprägte Menschlichkeit seine Teammitglieder und Einzelne über viele Monate oder sogar Jahre in eine über 100% Auslastung zu geben und die Augen zu verschließen, dass dort inzwischen, zwar filigran, aber doch spürbar, die typischen Verläufe von Burnout-KanditatInnen im Prozess sind? Ja, es stimmt, dass immer zwei dazu gehören. Eine*r der es macht, der oder die andere, der/die es mit sich machen lässt. Wir sprechen jedoch von Führung und damit einer Ungleichverteilung von Macht. Was macht also menschliche Führung in der heutigen Zeit aus? Es wird viel über „Empowerment“, „Belonging“, „Diversität“ oder „Agilität“ gesprochen. Ob dies jedoch auch gelebt wird, ist eine ganz andere Frage. Zudem wird bis heute inoffiziell vorausgesetzt, dass die Ressource Mensch (schön zu sehen an dem englischen Terminus „Human Ressources“) funktioniert oder zu funktionieren hat. 

Und hier rundet sich der Anfang zum Ende ab: Seien Sie ehrlich – handeln Sie als Führungskraft menschlich? Wenn ja, wie sieht das konkret aus?   

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