Kennen Sie das auch? Ein Projekt soll beginnen und kurz zuvor wird sich darüber ausgetauscht, wer welches „Projektamt“ besetzen soll. Und schon befinden Sie sich mitten in „Posten-Schiebereien“, die üblichen „Rollenverdächtigen“ werden angesprochen. Handelt es sich um ein karriereförderndes Projekt oder Programm, dann beginnen sogar sehr frühzeitig die vielen inoffiziellen Gespräche und die Stellungen werden aus dem Hintergrund heraus bezogen. In extremen Fällen verschieben sich dadurch sogar die Projektstarts oder noch schlimmer: Es wird bereits mit den Projekten begonnen, ohne dass hierzu eindeutige Klärungen stattgefunden haben. Dann heißt es schon „Leinen los“, bevor das Schiff oder die Flotte wirklich bereit ist. Wenn dann noch dazu neue Methoden, wie z.B. agile Projektmethoden, direkt im großen Stil ausprobiert werden, dann ist das Chaos perfekt.

 Warum ist das so? Natürlich kommt als erstes das Thema Macht auf den Tisch. Und wer hat die Macht? Die Person, die die Organisationsrolle innehat! Nehmen wir z.B. als obersten Bezugspunkt die Rolle der Geschäftsleitung. Um es einfach zu halten, gehen wir von einer Person in der Geschäftsleitung aus, da die Situation ab zwei oder drei GF-Rollen in Bezug auf die Machtverteilung äußerst kompliziert werden kann.

Scheinbar hat sich die Geschäftsleitung zunächst eine einzige wichtige Frage zu stellen: Welche Rolle (also welche Person hinter der jeweiligen Rolle) ist für ein erfolgreiches Projekt notwendig? Sie könnte die primäre Frage jedoch auch ganz anders formulieren: Welche Qualitäten sind für ein erfolgreiches Projekt oder Programm notwendig?

Führen beide Fragen zu der gleichen Antwort? Nein! Bei der ersten Frage geht es direkt um die Menschen in der Organisation. Meistens bringt die Frage danach, wer was übernimmt, das ganze oben bereits skizzierte Verfahren in Gang.

Die Frage nach den Qualitäten bringt dagegen eine ganz andere Antwort zu Tage, die im Regelfall auch ein intensiveres Vordenken benötigt. Denn hierbei muss ich mir über zwei Dinge Klarheit verschaffen:

a) Welche Qualitäten benötigt dieses Projekt oder Programm, um zu gelingen? 
b) Welche Qualitäten habe ich aktuell an Bord und welche meiner „Rollen“ verfügt über welche Qualitäten?
Dies erfordert tatsächlich eine neue innere Geisteshaltung. Wir Menschen denken aber gerne in Schubladen und Rollen. Auch in Gesprächen mit dem Management von Organisationen ist manchmal festzustellen, dass die Gedanken um eine hierarchiegewohnte Einteilung und die zum Teil politische Berücksichtigung von „Projektämtern“ kreisen können. Die Frage nach den Qualitäten hat, wenn diese konsequent verfolgt wird, allerdings mehrere entscheidende Vorteile:
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Projekte und Programme werden von Beginn an viel stärker qualitativ vorangebracht; Qualität war, ist und wird immer die entscheidende Größe bleiben. Dagegen birgt rollenorientiertes und schnelles Besetzen im Sinne von „Projektämtern“ ein enormes Risiko.
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Die konsequente qualitative Betrachtung muss keine völlig andere Besetzung ergeben, kann jedoch dazu führen, dass Projekte anders als bisher ausgestattet werden.
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Ein weiterer unschätzbarer Vorteil ist, dass bei einer qualitativen Ressourceneinschätzung mit den potenziellen Führungskräften und Mitarbeitenden intensiv gesprochen wird. Gespräche über deren Stärken und über das, was noch fehlt, sind ein willkommener Anlass für eine konkrete Auseinandersetzung mit der gewünschten Transformation, deren Zielen und dem persönlichen Einbringen der Mitarbeitenden. Damit wird auch direkt vor dem Projektstart über wesentliche Unterstützungen gesprochen, die für die individuellen Projektmitglieder notwendig sind, damit der Wandel den erwünschten Erfolg bringen kann.
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