Themen, die in Organisationen scheinbar nie an Aktualität verlieren, sind die Fehlerkultur oder das oft synonym verwendete Fehlermanagement¹.Zwar existieren heutzutage Informationen en masseund genügend intelligente Studien und Ratgeber zu dem Thema, wie man mit Fehlern innerhalb einer Organisation umgehen kann  doch ist und bleibt das Thema weiterhin so aktuell wie eh und je! Woran liegt das? 

 

Die Erfahrung in mittleren und großen Unternehmen zeigt, dass bis heute Hierarchie und Wettbewerb innerhalb einer Organisation häufig noch stark ausgeprägt sind und das, obwohldie nachrückende Generation Y – laut der Theorie – Hierarchien und Reglementierungen eher ablehnt. Doch was hat das mit der Fehlerkultur zu tun? Hierarchie und Wettbewerbsorientierung fördern eine Kultur, in der Fehler schnell als Schwächen ausgelegt werden. Jede Verfehlung kann da schnell gegen einen verwendet werden und je höher man die Karriereleiter hochsteigt, desto wahrscheinlicher ist es. Natürlich hängt es auch stark von der jeweiligen Organisation und der jeweiligen Abteilung ab. Traditionell werden in der IT eher Fehler verziehen und die Aufarbeitung getreu dem Motto“fail early, fail fast, fail often” praktiziert, während Verantwortliche im Controllingeinen Kopf kürzer gemacht werden, wenn etwa ein Zahlendreher in einer Präsentation gefunden wird.  

Damit stellen sich gleich mehrere Fragen: Gibt es Fehler, die verzeihlicher und akzeptabler sind als andere? Ist es ausschließlich eine Sache der Unternehmenskultur und vielleicht sogar Abteilungskultur, wie man Fehler betrachtet? Wie sollte eine Organisation am besten an ihrer Fehlerkultur arbeiten? Und, wie kann eine Organisation am effektivsten an einer gesunden Fehlerkultur arbeiten? Sicherlich gibt es unterschiedliche Arten von Fehlern. Dies muss allerdings im Einzelfall betrachtet werden. Viel wichtiger für jeden Einzelnen ist – wie so häufig – bei sich selbst anzufangen. Fragen Sie sich also: Welche Themen sind mir besonders wichtig und wo sollten mein Team und ich lieber einmal mehr hinschauen? Wo liegen meine ganz persönlichen Fehlerquellen? Bin ich vielleicht besonders anfällig für Fehler, wenn viele Aufgaben anstehen und ich an einem Tag viele To-Dos abharken möchte oder unter Druck stehe? Wo kann ich bei mir persönlich ansetzen und was kann ich verändern?   

 

Als Change Manager haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich eine Kombination aus ehrlicher Eigenreflexion, dem Austausch in einer Peer Group und Transparent sehr lohnt und positive Auswirkungen darauf hat, wie ein Team oder auch eine Abteilung in der Zukunft mit eigenen und fremdverschuldeten Fehlern umgeht. Sobald eine vertrauensvolle Basis geschaffen ist, in der Fehler von anderen akzeptiert und verstanden werden, fällt das “Beichten” deutlich leichter. 

 

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©Vitalii Vodolazskyi

 

Fußnote:

 ¹ Während die “Fehlerkultur” ganz allgemein den Umgang eines Unternehmens mit Fehlern von Mitgliedern innerhalb der Organisation beschreibt, bezeichnet das “Fehlermanagement” viel spezifischer die gezielte und bewusste Steuerung von Aktivitäten im Umgang mit Fehlern.