PolitikerInnen und ManagerInnen sind es aufgrund der jahrelangen Praxis gewohnt, Antworten zu geben, Stärke zu zeigen, Sicherheit zu geben, Entscheidungen zu treffen und sich in komplexen Verkettungen zu bewegen. Hinzu kommen prall gefüllte Terminkalender, die häufig den enormen Zeitdruck zusätzlich verstärken und in denen selbst kurze Ruhephasen eingeplant und im Zweifel energisch verteidigt werden müssen. PolitkerInnen und ManagerInnen sind „Machende“ – Raum für Schwäche gibt es nicht. Alles muss laufen, auch man selbst

Dies lässt schon erkennen, dass es eine Art „Dauer-Aktiv-Status“ gibt. Stellt sich also die Frage: Inwiefern kann mehr aktive Passivität die Produktivität, Lebens- und Berufsqualität erhöhen? Wie kann ich für meine Teams und mich eine Selbst-Reflexion anstoßen, Mehrwerte schaffen und eine gesunde Reduzierung von Stress vornehmen? Warum ist Zurücktreten und Durchatmen ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche? 

Eine regelmäßige Auszeit für sich zu schaffen – wir nennen es gerne eine „Verabredung mit sich selbst“ – oder vielmehr eine produktive Zeit des persönlichen „Müßiggangs“ immer wieder in das berufliche Leben einzubauen, ist nach wie vor wenig verbreitet. Umgangssprachlich wird das Wort „Müßiggang“ häufig direkt negativ konnotiert. Viele verbinden damit den Spruch: „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. Inzwischen zeigen sich die Anzeichen schon regelmäßig in der Kindererziehung. Immer wieder erleben wir, wie bereits Kinder und Jugendliche mit einem Fahrplan versehen sind, der keine Zeit mehr aufkommen lässt für Langweile. Hierzu wird vermehrt von „Helikopter-Eltern“ berichtet, die das Leben der Kinder verplanen. Die wenigen Pausen und strenge Stundenpläne mögen viele von uns erschrecken. Die Parallelen finden Sie jedoch in jeder Organisation – in Form von übervollen Terminkalendern. Es wird gestöhnt, geklagt und gejammert, und trotzdem bleibt das Pensum unverändert. 

Als Change Manager helfen wir von außen, diesen „Teufelskreislauf“ zu durchbrechen, wenn von innen die Kraft fehlt. Dabei ist eine Aufforderung zur Selbstreflexion nicht gleich ein Coaching oder Training!

Machen Sie eine Verabredung mit sich selbst. Gehen Sie in ein Café, gönnen Sie sich etwas Schönes und schreiben Sie all Ihre Gedanken mit einem Bleistift auf ein weißes Blatt Papier. Beobachten Sie das Treiben, die Menschen im Café und nehmen Sie für einen Moment von allem Abstand. Betrachten Sie Ihre Aufzeichnungen. Was ist wirklich wichtig? Und dann: Wie sieht der nächste, konkrete Schritt aus? Dieses „Leer-Schreiben“ dient der Konzentration und dem Stressabbau. Oder gehen Sie unter in der Woche mit Ihrem Team bei Wind und Wetter auf einen Spaziergang, bei dem alle etwas für ein gemeinsames Picknick mitbringen. Verzichten Sie auf Gespräche, Argumentationen und Hektik. Gelingt es Ihnen und Ihrem Team, eine Stunde miteinander zu schweigen? Bei einer gemeinsamen Brotzeit werden Sie sich wundern, welche Themen im Team anschließend wirklich wichtig sind. Monotonie, Ruhe und sogar Langweile können ein hervorragender Stressfilter für PolitkerInnen, ManagerInnen und Teams sein. Und das Herrliche daran ist: Sie dürfen aktiv passiv sein.

 

Besser geht`s nicht!

 

Abbildung:

©GoodIdeas