Eigentlich müsste der Titel „Versteckte Meister in öffentlich-rechtlichen Organisationen“ lauten, gerade wenn berücksichtigt wird, dass in diesen Organisationen die offizielle Sprache noch recht frei von Anglizismen ist. In der persönlichen Arbeit mit den Menschen bemerkt man jedoch recht zügig, dass diese sprachliche Entwicklung auch vor den Toren der öffentlich-rechtlichen Organisationen keinen Halt macht. „Versteckte Meister“ hört sich, so geht es vermutlich vielen, irgendwie merkwürdig an. Auch bei der freien Assoziation sind das innere Bild und Gefühl dazu eher negativ oder irritierend behaftet. Dagegen ist die Begrifflichkeit „Hidden Champion“ aus zahlreichen Veröffentlichungen in der Privatwirtschaft als Lob, Würdigung und Wertschätzung bekannt. Somit wird sofort auch ein positives inneres Bild hervorgerufen und verknüpft. Letztendlich verbirgt sich hinter der Aussage „Hidden Champion in öffentlich-rechtlichen Organisationen“ ja auch eine Hommage an diese Organisationen.
Als ehemaliger Manager sowie als Organisationsberater und Trainer bin ich seit fast 30 Jahren in privatwirtschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Organisationen aktiv. Mein erstes Erlebnis mit beiden Kulturen unter einem Dach hatte ich mit Mitte zwanzig. Es wurde in Hamburg in den neunziger Jahren eine neue Niederlassung aufgebaut, die zum Teil aus jungen Mitarbeitenden privater Banken in Hamburg bestehen sollte und zum anderen Teil aus erfahrenen und langjährigen Mitarbeitenden der Nord/LB. Die Nord/LB selbst entstand 1970 durch den Zusammenschluss der Braunschweigischen Staatsbank, der Hannoverschen Landeskreditanstalt, der Niedersächsischen Wohnungsbaukreditanstalt Stadtschaft sowie der Niedersächsischen Landesbank-Girozentrale. Damit ist schon alles gesagt. Man kann sich gut vorstellen, dass das Zusammenleben in mancher Hinsicht am Anfang als sehr „ruckelig“ empfunden wurde und für beide Seiten, sowohl die „Junge Privatbankkultur“ als auch die „Nord/LB-Kultur“, sehr befremdlich war.
Durch weitere persönliche Erfahrungen und Erlebnisse, gesammelt in öffentlich-rechtlichen Unternehmungen, Bundesinstituten sowie Städte- und Kreisverwaltungen, hat sich immer wieder eines gezeigt: „Mensch bleibt Mensch!“, egal ob in der privatwirtschaftlichen oder öffentlich-rechtlich geprägten Kultur. Auch die Anforderungen an Führungskräfte und Mitarbeitende sind sehr ähnlich.
Die sehr intensive Arbeit in den öffentlich-rechtlichen Organisationen hat schließlich gezeigt, dass auch dort unterschiedliche Entwicklungsstände in der Organisationsreife vorhanden sind. Die Herausforderungen sind vielfältig, die nachstehende Auflistung enthält nur einige wichtige Themen:
In der Digitalisierung voranschreiten
Bürgerschaftsnahe Dienstleistungen erbringen
Den Geschwindigkeiten in neuen Gesetzgebungen begegnen
Der Flüchtlingssituation angemessen begegnen
Das Krisenmanagement neu gestalten – insbesondere im Zeichen der medialen Aufmerksamkeiten
Eine moderne und zeitgemäße Organisationsentwicklung voranbringen
Den Führungswandel von der „fachlich besten Führungskraft“ zur „nicht-fachlich besten Führungskraft“ umsetzen
Das Konfliktmanagement verbessern und entwickeln: Konflikte aktiv gestalten, statt vermeiden
Die Zusammenarbeit und der Dialog in einer sehr erfolgreichen öffentlich-rechtlichen Organisation haben schließlich zu der Erkentnis geführt, dass wir auch in diesen Kulturen unsere „Hidden Champions“ in Deutschland haben. Um den Faden vom Anfang dieses Blogs wiederaufzunehmen: Sicherlich sind diese noch „versteckter“ als unsere „Hidden Champions“ in der Privatwirtschaft. Jedoch sollten wir alles tun, um auch ihre Entwicklung zu fördern. Moderne öffentlich-rechtliche Organisationen sind ein wertvoller Beitrag, um unsere wirtschaftliche und soziale Entwicklung weiter voranzubringen.
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* Die Abkürzung meint in diesem Fall die öffentlich-rechtlichen Organisationen.
¹ Siehe auch Blog No. 2 „Mensch bleibt Mensch”.