Liebe LeserInnen der HMC Blogs,  

wir freuen uns sehr, Ihnen die neue X-Reihe vorzustellen (exklusiv auf Deutsch), mit der wir zusätzlich zu den monatlichen Blogs rund um die Change-Themen aus dem Business-Leben starten. Diese entstehen in Zusammenarbeit mit PartnerInnen und beschäftigen sich mit wichtigen Grundsatzthemen in verschiedenen Branchen oder mit elementaren Zukunftsthemen.  

Der erste Blogartikel dieser neuen Reihe ist in Kooperation mit Sebastian Westphal entstanden. Herr Westphal ist Global Head of ERP Operations and Transformation bei Swiss Post Solutions und arbeitet seit vielen Jahren an der Schnittstelle zwischen Finance & IT. Schon in seiner letzten Aufgabe als Director Transformation Finance bei Lufthansa AirPlus hat er hautnah alle Fassetten einer tiefgreifenden Veränderung – welche immer auch Auswirkungen auf die fachliche & nicht-fachliche Welt hat – miterlebt und vorangetrieben.  

Die Wissenschaft beschäftigt sich bereits seit den 50er Jahren mit dem aktuellen Hype-Thema Künstliche Intelligenz (KI) – bisherige Konzepte konnten jedoch aufgrund mangelnder Hardware und zu geringer Datenmenge damals nicht in die Praxis umgesetzt werden – Rahmenbedingungen, die sich im Zuge der Digitalisierung nun grundlegend ändern.  

Dabei ist KI nur ein weiteres Werkzeug unter vielen anderen – KI unterstützt und befähigt den klassischen Optimierungsprozess in der Tradition von Lean Management und Six Sigma, mit dem Ziel, eine höhere Effizienz zu erreichen und weitere Assistenzmöglichkeiten für die Mitarbeiter zu schaffen. In einigen Fällen kann KI auch zu neuen Produkten, Services und Geschäftsmodellen führen.  

Daher ist es wichtig, dass Sie als Unternehmen prüfen, welche Möglichkeiten dieses neue Werkzeug für Ihre Ziele bringt. Künstliche Intelligenz ist also ein mächtiges Werkzeug, die Digitalisierung allerdings eine Trendwende für alle. 

Künstliche Intelligenz ist in der öffentlichen Wahrnehmung und Positionierung der Beratungsunternehmen ein von der Digitalisierung vermeintlich entkoppeltes Schlagwort, das uns in den nächsten Jahren zunehmend auch in den Unternehmen beschäftigen wird.  

Hierbei wird gerne verkannt, dass KI als alleiniges Instrument keinen Lösungsansatz darstellt, sondern erst Daten, die, wenn man sie bündelt und mit den richtigen Analysewerkzeugen verarbeitet, Erkenntnisse hervorbringen, die wir alleine, jeder für sich, niemals oder zumindest nicht so schnell entdecken könnten. 

Vereinfacht gesagt: 

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Künstliche Intelligenz ist zu Beginn Ihres Einsatzes dumm!

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Künstliche Intelligenz muss lernen und lernen, sich weiterzuentwickeln!

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Das bedeutet: Die künstliche Intelligenz unterliegt einer ständigen Veränderung!

Und da sind wir mitten im Change und bei uns Menschen. Haben Sie sich einmal gefragt, mit welchem Intelligenzgrad Sie selbst eigentlich geboren wurden? Stimmt, wir haben die passende Hardware und im besten Fall die Liebe von Mutter & Vater als Software in uns, um das Leben nach Durchschreiten des Geburtstunnels mit all seinen verschiedenen Einflüssen gesund und sicher zu meistern. Und nachdem wir das Licht der Welt erblickt haben, geht es so richtig los mit der Software: 

Eltern, Geschwister, Kindergarten, Schule, Verein, Kirche, gesellschaftliche Normen, negative und positive Erfahrungen und vieles mehr „formt“ uns bzw. unser menschliches neuronales Netzwerk, also unsere emotionale, soziale und intellektuelle Intelligenz. Wir lernen, wir lernen, wir lernen und lernen uns dabei (hoffentlich gesund) anzupassen sowie abzugrenzen. Wir unterliegen dabei ständig irgendwelchen Veränderungen, ob wir wollen oder nicht.  

Und auch wenn wir als Erwachsene glauben, ausgereift zu sein, stellen viele von uns im besten Fall fest, dass es doch nicht wirklich aufhört mit dem Lernen, Anpassen und Verändern

Was hat das mit der Künstlichen Intelligenz zu tun, fragen Sie sich gerade?  

Künstliche Intelligenz per se ist, wie bereits aufgeführt, dumm. Ein häufiger Trugschluss ist, dass alles, was Künstliche Intelligenz betrifft, die in Unternehmen eingesetzt werden soll, von technischen Experten und Beratern erfolgreich implementiert werden kann. Mit diesem massiven Denkfehler ist ein entsprechendes Implementierungsprojekt dazu bereits von Anfang an in Ihrem Unternehmen quasi zum Scheitern verurteilt. Denn die Experten in Ihrem Unternehmen sind die Schlüssel zu allem, um die Vorteile von echten KI-Systemen erfolgreich zum Laufen zu bringen! 

Daher ist unser Rat für Sie im ersten Schritt folgende drei Punkte in der Vorbereitung zu beachten: 

1. Überprüfen Sie Ihre innere Haltung:

Künstliche Intelligenz-Einführung ist nicht nur ein komplexes technisches Expertenprojekt, sondern ein vollständiger Paradigmenwechsel in Ihrem Unternehmen oder in Ihrer Organisation oder anders ausgedrückt: Es ist ein Mega-Change mit komplexen fachlichen Anforderungen (harte Faktoren) und nicht-fachlichen Anforderungen (weiche Faktoren)! 

2. Machen Sie sich die Unterschiede zwischen digitaler Automatisierung, Robots und künstlicher Intelligenz klar:

Nur wenn Sie selbst klar sind, können Sie mit Klarheit in Ihrem Unternehmen oder in Ihrer Organisation Ihre Leute mitnehmen auf die neue Reise! 

3. Künstliche Intelligenz ist keine „One Woman/ Man-Entscheidung“!

Es kommt von Anfang an auf das Teamwork Ihrer Leute an und Sie benötigen die gesamte Intelligenz und Erfahrung Ihrer Führungskräfte und Mitarbeitenden um das Ganze konzeptionell zu erarbeiten, einzuführen und dann später auch weiterzuentwickeln! 

Lernen, Weiterentwicklung, Veränderung!  

Sie sehen anhand der ersten empfohlenen Schritte, dass diese drei Kerngrößen Sie und Ihre Teams bei dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz von Anfang an begleiten werden. Unsere wichtigste Empfehlung an dieser Stelle ist: Sind Sie dazu nicht bereit, lassen Sie die Finger davon. Das korrespondierende Implementierungsprojekt oder Programm dazu ist dann zum Scheitern verurteilt. 

Es gilt zudem sicherzustellen, dass eine fundierte Erarbeitung von Informationen und Wissen (=Lernen) die Grundpfeiler für das neue Fundament werden.  

Hinsichtlich des Einsatzes von KI-Verfahren sind insbesondere sog. „white-box“ Verfahren, also algorithmische Verfahren, die nachvollziehbar sind, vorteilhaft. Menschen tun sich schwer, einem System zu vertrauen (oder es überhaupt zu konzeptionieren), dessen Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind. Tiefe neuronale Netze, die „eigenständig“ Features erkennen, werden allgemein zwar als vielversprechend angesehen, hier bestehen aber nur wenig flächendeckende Beispiele. Zudem ist es sinnvoll, auf Verfahren zu setzen, die vorhandenes Wissen einbeziehen und nutzen – denn erst, wenn wir unser über Jahrhunderte aufgebautes Vorwissen geschickt mit KI kombinieren, werden wir neue Erkenntnisse und Effizienzgewinne generieren können. 

Unser Rat ist daher im ersten Schritt vor allem eines: Unterliegen Sie nicht gravierenden logischen Denkfehlern und einer völlig falschen inneren Grundhaltung, mit der Sie Ihr gutes Anliegen zum Einsatz von künstlicher Intelligenz von Anfang an – ohne es zu wissen – scheitern lassen! Haben Sie hierzu einen falschen Weg erst einmal beschritten, ist dieser später kaum zu korrigieren oder verursacht massive Mehraufwände mit anhaltendem Frust und einer demotivierten Mannschaft. Da es naturgemäß einer schuldigen Person bedarf, die den Kopf dafür hinhalten muss, sind Sie als Führungskraft oder ProgrammleiterIn sehr schnell in der Haftung. 

Autoren:

Michael Hennschen 

CEO & Gründer  – HMC Hennschen Management Consulting  

LinkedIn & Xing

Autoren:

Sebastian Westphal 

Head of ERP Operations and Transformation  Swiss Post Solutions 

LinkedIn & Xing

Herrn Hennschen und Herrn Westphal können Sie 2021 live auf der Tagung „Künstliche Intelligenz im CFO-Bereich“ in Wien hören. Dort referieren sie zu dem Thema:

„Sind Sie wirklich bereit für die KI-Einführung? Ohne Change Management, Paradigmenwechsel und Geschäftsmodellinnovation wird Ihr Unternehmen nicht wettbewerbsfähig bleiben!“ 

Termine der Tagung: 

15.09. – 17.09.2021 

18.10. – 20.10.2021 

17.11. – 19.11.2021 

Mehr Informationen zur Tagung unter: https://akademie3.com/kuenstliche-intelligenz-im-finanz-und-rechnungswesen-wien/ 

Abbildung im Text:

©Alexander Limbach