Wer die US-Comedy-Serie Modern Family schaut, hat den Satz „Slow ist smooth and smooth ist fast“ (= ‚Langsam ist flüssig und flüssig ist schnell.‘) sicher schon mal gehört. Die Figur Phil Dunphy verwendet ihn als er versucht, seine fünfköpfige Familie in einer scheinbar schwierigen Situation dazu zu bewegen, sich von einem Ort zum anderen zu begeben. Dieser eigentlich aus dem Militär stammende Satz enthält eine tiefe Wahrheit, die wir auch auf Transformationen innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation übertragen können. 

Bei den Special Forces bezieht sich die Aussage darauf, dass sich der moderne Infanteriekampf um Mobilität dreht: Wenn man sich nicht bewegen kann, wird man festgenagelt, aber wenn man sich zu schnell bewegt, wird man umzingelt und überrannt. Diese Militärweisheit lässt sich sehr gut auf den Alltag in Transformationen und Projekten beziehen. Unabhängig vom gewählten Ansatz Wasserfall oder Agilitätist man am Ende trotz noch so guter Voraussetzungen, Planung und Knowhows mit Überraschungen und Unvorhergesehenem konfrontiert. Das Chaos ist dann schnell vollkommen, wenn sich die Probleme häufen und die Leute anfangen, den Kopf in den Sand zu stecken (sich also nicht mehr bewegen) oder versuchen, schnell etwas wieder in Ordnung zu bringen (sich also zu schnell bewegen). 

Als Change Manager ist unsere erste Aufgabe dann, Ruhe in das jeweilige System zu bringen. In Hektik haben sich noch nie komplexe Themen bearbeiten lassen. Für die involvierten Personen ist dieser Schritt besonders schwierig, da sie sofort etwas unternehmen wollen. Aber gerade hier gilt die Faustregel: Je komplexer das Thema, desto mehr Zeit sollte darauf verwendet werden, sich neu zu konsolidieren. Wichtige Fragen, die in solchen Situationen auf jeden Fall in Ruhe analysiert werden sollten, sind zum Beispiel: 

Was genau ist das Problem?

Was sind Gründe für das Auftreten des Problems?

Was muss getan werden, um dieses Problem jetzt zu lösen?

Wen brauchen wir, um das Problem zu lösen?

Was muss getan werden, damit das Problem in Zukunft nicht wieder auftritt? 

Wen brauchen wir dafür, dass das Problem in Zukunft nicht wieder auftritt? 

Kennen Sie jedoch die zunächst wichtigsten Schritte in solchen Situationen? 

  1. Bevor Sie überhaupt mit irgendetwas anderem anfangen, stellen Sie sich diese Frage: Was läuft bisher gut und muss auf jeden Fall so bleiben? 
  2. Finden Sie eine befriedigende und ausführliche Antwort. 
  3. Egal, wie hektisch es ist, und egal, ob vermeintlicher Zeitdruck herrscht: Schlafen Sie mindestens eine Nacht über diese Frage und treffen Sie erst am nächsten Morgen in Ruhe bei einem Kaffee eine Entscheidung. Schauen Sie sich selbst oder Ihrem Team außerdem nochmal in die Augen, bevor Sie den ersten nächsten Schritt machen.

Warum sind diese drei Punkte so enorm wichtig und gleichzeitig so schwer zu befolgen? 

Wir haben immer wieder in vielen verschiedenen Transformationen und Situationen in Organisationen erlebt, dass das oben skizzierte Vorgehen schwer fällt. Menschen und, mal ganz deutlich ausgesprochen, vor allem wir deutschen Menschen neigen zum Negativismus. Es ist häufig erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit und Schnelligkeit in Teams und auch bei Führungskräften die roten Karten in Bezug auf das, was sich auf jeden Fall verändern muss, gezückt werden. Zudem wird dann meistens, d.h. in 99% der Fälle, schnell identifiziert, was bei den anderen nicht funktioniert. Dabei ist eines doch so enorm wichtig: Immer verfügen die Menschen und Teams über Qualitäten, die sie in ihren Organisationsalltag einbringen. Das Team mit seiner Führungskraft bringt immer etwas hervor, das gut läuft. Dies betrifftQualitäten, die in der Krise und unter massivem Druck leicht abgerufen werden können. Daher sind sie so wertvoll und daher sollte jede Person dies bewusst reflektieren, wertschätzen und weiterentwickeln können. Lassen Sie sich also Zeit. Sie holen das später im Prozess locker wieder auf, weil Sie am Anfang mit Ruhe die richtige Bewegung initiiert haben. 

Noch eine Anmerkung zum Thema Schlaf: Es ist wissenschaftlich erwiesen, welch hohe Bedeutung Schlaf hat. Gerade in unserem modernen Alltag und erst recht in von Mitarbeitenden häufig als stressig empfundenen Transformationszeiten kommt die Qualität und/ oder die Quantität zu kurz. Selbst unsere Vorfahren wussten schon, dass man mal eine Nacht über wichtige Dinge schlafen sollte. Und mittlerweile hat die moderne Schlafforschung nachgewiesen, dass über Nacht neue neuronale Verbindungen entstehen, wodurch auch neue Lösungen ermöglicht werden.  

In diesem Sinne ist die Person erfolgreich, die Folgendes beherzigt: „Slow is smooth and smooth is fast.“ 

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