Im ersten Teil von Blog No. 9 wurden sehr ernste und belastende Situationen beschrieben, wie sie leider immer wieder in der einen oder anderen Ausprägung in Organisationen entstehen können. Wie für viele andere Lebensbereiche gilt auch hier: Wünschenswert wäre es, solche Entwicklungen bereits im Keim so zu bearbeiten, dass sie wieder in eine positive Richtung laufen können.

Leider ist dies nicht immer möglich. Im Blog No. 9 wurden daher zwei grundsätzlich mögliche Reaktionen skizziert. Die erste fußt auf dem bereits bekannten Satz Love it change it or leave it. Es ist wohl unbestreitbar, dass niemand den Wahnsinn in einer Organisation lieben kann. Da die Option „leave it“ für sich spricht, kommen wir zu der Frage: Was könnte „change it“ in einer solchen Situation konkret bedeuten?

Hier kommt nun die im Blog No. 9 bereits skizzierte Option b) zum Einsatz. Folgen Sie der goldenen Regel „Arbeite immer mit dem Wahnsinn, aber niemals gegen ihn!“ Daraus können wichtige neue innere Rahmenparameter gefolgert werden, die wir beachten sollten, bevor wir überhaupt an irgendeine Art von sichtbarem Change denken, geschweige denn aktive neue Handlungen vornehmen können:

Akzeptiere, akzeptiere, akzeptiere! Warum gleich drei Mal akzeptieren? Die Erfahrung bei der Arbeit mit den Menschen in Organisationen zeigt immer wieder, dass Akzeptanz eine der schwersten persönlichen Herausforderungen darstellt. Stets wird mit der aktuellen Situation sowie der derzeitigen Entwicklung gehadert. Dies ist im Übrigen auf allen Ebenen – ob bei den Mitarbeitenden oder den Führungskräften bis hin zum Top-Management – der Fall. Das beidseitige Unverständnis über die aktuelle Situation kann sich dann schließlich manifestieren und damit sind neue Bewegungen und das Ergreifen neuer Chancen nicht möglich. Wirkliches Akzeptieren führt dagegen zu etwas ganz Wesentlichem: Man kann sich bei einer vollen inneren Akzeptanz wieder ganz entspannen. Volle innere Akzeptanz ist überhaupt die Voraussetzung dafür, dass Sie in solchen Situationen eine Musterunterbrechung starten und dass Sie den gefühlten Wahnsinn der Organisation als aktuellen Bestandteil Ihres Lebens akzeptieren können (was nicht zwangsläufig heißt, dass Sie gutheißen, was um Sie herum passiert. Dies ist ein elementarer Unterschied!).

Abstand, Abstand, Abstand! Warum drei Mal Abstand? Machen Sie sich klar, dass Sie ganz persönlich Teil des gefühlten Wahnsinns sind, dass Sie mittendrin sind in dem Wahnsinns-System und dies rein körperlich, aber auch mental. Die physische Komponente ist nicht veränderbar, es sei denn, Sie entscheiden sich für die Option „Leave it“. Sie können jedoch etwas sehr Wesentliches in der psychischen Komponente tun: nämlich daran arbeiten, dass Sie sich von der zugegebenermaßen manchmal sehr negativen Kraft mental entfernen bzw. sich einen mentalen Schutzschild zulegen. Bitte beachten Sie dabei jedoch die Reihenfolge! Erst brauchen Sie den Prozess des „Akzeptierens“, bevor Sie in den Prozess eines gesunden Abstands ankurbeln können.
Finden Sie Verbündete! Machen Sie dazu selbst ganz konkret fest, was die drei bis fünf wichtigsten Rahmenparameter sind, die zum gefühlten Organisationswahnsinn geführt haben und sich derzeit vermutlich manifestiert haben. Finden Sie nun Gleichgesinnte! Auch dies ist wieder ein Prozess, für den Sie Geduld und Beharrlichkeit benötigen. Die gute Nachricht ist, dass Sie, wenn Sie für sich „Akzeptanz“ und „Abstand“ gefunden haben, damit Schritt für Schritt automatisch auch andere anstecken. Dies ist die einzige Chance, erfolgreich mit dem Organisationswahnsinn arbeiten zu können. Es ist, wenn Sie so wollen, ein lebendes Neuroleptikum oder Antidepressivum, das dabei hilft, wieder neue und gesunde Kraftfelder entstehen zu lassen.
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©Ivelin Radkov