Viele von uns – besonders in der freien Wirtschaft – wünschen sich erfolgreich zu sein. Der Begriff “Erfolg” bedarf dabei eigentlich schon einer Definition. Gerade zu Beginn einer gewünschten Veränderung ist es wichtig, sich klar zu machen, was das Ziel und eine erfolgreiche Erreichung desselben sind, denn oft gehen die Erwartungen zum Teil recht deutlich auseinander. Das Einzige, was meistens klar ist, ist ein EBIT-/ KPI-/ oder ein anderes Performance-Ziel. Der Blick wird dabei häufig ausschließlich auf die Performance gerichtet, wobei jedoch physische und psychische Aspekte vernachlässigt werden. Oder haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie konkret der Erfolg außerhalb der Erfüllung einer Kennzahl aussieht oder sich anfühlt? Meist kommt es leider dazu, dass der Fokus nur noch auf den Kennzahlen liegt – und einem somit die Deadlines schon vor dem Projektstart im Nacken liegen.  

Ein Bild dazu: Im eigenen Auto gibt es den Drehzahlmesser, der nicht nur optisch den „roten Bereich“ anzeigt, sondern sich auch akustisch bemerkbar macht, wenn ständig „hochtourig“ gefahren wird. In Organisationen müssen leider auf so eine direkte, sichtbare Anzeige und den „Motorsound“ verzichtet werden. In einer „Hidden-Champion“-Organisation vor einigen Jahren gipfelte dies in der entscheidenden Situation, dass sich viele eher wie ausgequetschte Zitronen, als wie gesunde Top-Performende fühlten. Dort sollte in Zeiten der außergewöhnlichen Spitzenleistungen die Antwort auf die Frage gefunden werden, wie (wieder) zunehmend gesunde Spitzenleistungen erbracht werden könnten. Die „Effektivitäts-, Effizienz- und Leistungsschraube“ wurde dort überdreht, was sich unter anderem in einer hohen Krankheitsquote äußerte. Sichtbar und spürbar waren zudem die „müden Energiefelder“ der Menschen, die das Gefühl hatten, in der stetigen Überdrehung der Schlagzahl lebten.  

Ob Wachstum, Sanierung, Reorganisation, Konsolidierung oder ganz allgemein Weiterentwicklung unter verschiedenen Drucksituationen: „Gesunde Menschen mit Liebe und Passion entwickeln und steuern das erfolgreiche Geschäft“. Daher ist es elementar wichtig für jedes Unternehmen und jede Organisation, sich intensiv, laufend und nachhaltig mit seinen Führungskräften und Teams zu beschäftigen, diese zu entwickeln und sich somit der grundlegenden Beantwortung der Frage zu widmen, wie man dauerhaft gesunde Spitzenleistungen erreichen und halten kann. 

Jim Collins hat sich in seinem Buch Der Weg zu den Besten¹ mit der Frage beschäftigt, was es braucht, damit ein gutes Unternehmen ein Spitzenunternehmen werden kann – und seine grundlegen Ergebnisse sind für jedes Unternehmen heute noch spannend. Collins arbeitete mit einem Forscherteam an der Analyse von Unternehmen, die den Sprung (Take-off) von einem guten Ergebnis zu einem Spitzenergebnis schafften und denen es gelang, dieses Niveau 15 Jahre lang zu halten. Dies sind zwei wichtige Faktoren: Denn das Eine ist es, Spitzenniveau zu erreichen, das Andere ist es, dieses auch langfristig zu halten. Der Forscher stellte dabei fest:

„Die Take-off Manager läuteten die Transformation ein, indem sie die richtigen Leute an Bord holten (und die falschen rauswerfen) und sich erst dann überlegten, wohin die Reise gehen sollte.”²

Also erst die „Wer-Fragen“ beantworten, dann die „Was-Fragen“. Dabei stellte er fest, dass fünf Ebenen der individuellen Führungskompetenz entscheidend sind: Die „Level-5-Hierarchie“. Zu Level 5-Führungspersönlichkeiten gehören Menschen, die ihren Egoismus umlenken, um alles auf ein höheres Ziel zu fokussieren. Sie konnten durchweg als zurückhaltende Menschen charakterisiert werden, die entschlossen handeln, um ihr Unternehmen zur Spitze zu führen. Das Level 5 ist der höchste Grad der Führungskompetenz, dem Jim Collins mit seinem Team in der Untersuchung begegnet war. So ist in der u.a. Abbildung zu erkennen, dass das Level 5 die höchste Stufe einer Pyramide darstellt. Jim Collins räumt hier mit dem Mythos auf, dass erfolgreiche Transformationen nur mit Hilfe charismatischer „Übermenschen“ möglich seien.

Seitdem sich Jim Collins mit seinem Team an Forschenden diesen Themen widmete, sind bereits fast über 20 Jahre vergangen. Das Interessante an seiner akribischen Grundlagenforschung – der Weg von einem guten Unternehmen zu einem Spitzenunternehmen – sind die Ableitungen, die aufzeigen, wie es gelingen kann. Weniger im Fokus standen die gesundheitlichen Aspekte, darunter hervorzuheben die psychischen, mentalen Herausforderungen. Statistiken zeigen deutlich, dass die psychischen und mentalen Belastungen in den letzten Jahren signifikant zugenommen haben. Diese beeinflussen zunehmend stärker eine gesunde Performance und kann im schlimmsten Fall ebenso Auswirkungen auf die Zunahme der Krankheitsquoten haben.³

Ein wichtiger Grundaspekt dabei ist die Konzentration. Die Aufgabe ist, alle Sinne im Unternehmen oder in der Organisation zu schärfen, um sich zu verdeutlichen, wer den zukünftigen Erfolg ausmachen wird welche Qualitäten bei Führungskräften und Teams erforderlich sind und wie all dies in eine gesunde Performance eingebettet werden kann.  

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Fußnoten:

¹ Collins, Jim. Der Weg zu den Besten. Die sieben Management-Prinzipien für dauerhaften Unternehmenserfolg. München: dtv. 2007. 7. Aufl. 

² ebenda, S. 88. 

³ vgl. DAK. Psychoreport 2019. Entwicklung der psychischen Erkrankungen im Job. https://www.dak.de/dak/download/190725-dak-psychoreport-pdf-2125500.pdf